Die Initiative Wohnen im Kiez (IWIK) richtet sich an junge Erwachsene mit einer Körperbehinderung und deren Eltern.
Nach Schule und Ausbildung schaffen es viele behinderte Jugendliche nicht, sich von Ihrem Elternhaus
zu trennen und ein eigenständiges Leben zu beginnen. Auf Grund der vertrauten Umgebung,
der immer zur Verfügung stehenden Hilfestellungen, der sozialen Kontakte und der Angst vor
Veränderungen verharren junge, körperbehinderte Erwachsene bei ihren Eltern, bis diese selbst
irgendwann Hilfe benötigen.Sie verpassen damit den normalen Selbständigkeits- und Ablöseprozess
und den Aufbau eigener altersgerechter sozialer Strukturen.
IWIK will den betroffenen Eltern und ihren erwachsenen Kindern Hilfe anbieten, um einen Weg der sanften Ablösung
zu gehen. Geplant sind kleine assistierte Wohngemeinschaften und Assistenzwohnen im Verbund.
Ein wichtiges Kriterium für die sanfte Ablösung ist zunächst die räumliche Nähe zum Elternhaus.
Vorhandene soziale Netzwerke und vertraute Infrastrukturen können weiter genutzt werden.
Deshalb sollen die Wohnungen dezentral an möglichst vielen Orten im Bezirk angeboten werden.
Besonders geeignet sind Kieze mit starken sozialen Strukturen.
Das Leben und Wohnen der jungen Erwachsenen soll mittendrin stattfinden und nicht an der Peripherie.
Ein weiterer Aspekt ist die Anbindung an das öffentliche Nahverkehrssystem. Kurze, barrierefreie Wege
zu S- und U-Bahnstationen mit Aufzügen verkürzen die Wegezeit zum Arbeitsplatz, erweitern den Aktionsradius
und schaffen Raum für eigene Erfahrungen.
Bisher gibt es nur sehr wenige Träger in Berlin, die betreutes Wohnen für körperbehinderte junge Erwachsene
anbieten. Dazu zählt die Fürst- Donnersmarck- Stiftung mit einigen Standorten in den Westberliner Bezirken.
Wohnen
1. Assistierte Wohngemeinschaften
Das heißt gemeinschaftliches Wohnen von bis zu 4-6 Bewohnern in einer barrierefreien Wohnung, mit jeweils
eigenem Zimmer und gemeinschaftlichem Wohn- und Küchenbereich. Aus Kosten und Platzgründen
teilen sich jeweils zwei Bewohner ein Duschbad. Ein barrierefreies Gäste- WC kompensiert ggf. Wartezeiten.
Das Wohnen in Wohngemeinschaften entspricht dem Lebensgefühl gleichaltriger nichtbehinderter junger Menschen
und wirkt der Vereinsamung entgegen. Dem behüteten und bequemen Umfeld ihrer Elternhäuser stellt das
Gruppenwohnen eine Herausforderung dar, bei der sie soziale Kompetenz und Selbständigkeit erlangen
können und sollen.
Das gemeinsame Zubereiten von Mahlzeiten, das Planen von gemeinsamen Freizeitaktivitäten, das Organisieren
des Haushaltes sind Aktivitäten, die die Jugendlichen zumeist erst erlernen müssen.
2. Assistiertes Einzelwohnen im Verbund (Zukunft)
Für diejenigen, die dem WG- Alter entwachsen sind und sich mehr Selbständigkeit zutrauen, bietet das Einzelwohnen
im Verbund die Möglichkeit in der eigenen Wohnung sich individuell zu entfalten.
Zirka 6-10 Wohneinheiten bilden den Verbund zusammen mit einem Gemeinschaftsbereich, der den Kontakt zu den
anderen Mietern und Mieterinnen ermöglicht.
Jede Bewohnerin und jeder Bewohner kann nach seinen (ihren) Bedürfnissen entscheiden,
wie viel Gemeinschaft in Anspruch genommen werden soll.
Neben 1-Zimmer- Appartements sollen Zweizimmerappartements auch Paarwohnen und Miniwohngemeinschaften
ermöglichen. Jedes Appartement ist mit einem barrierefreien Duschbad und einer
barrierefreien Küche ausgestattet.
Assistenzen
Die notwendigen Assistenzen sowohl für die Wohngemeinschaften als auch für das Einzelwohnen im Verbund können
aus den persönlichen Budgets der Bewohner/Innen finanziert werden.
Wobei auch die herkömmliche Leistungserbringung durch die zuständigen Leistungsträger z.B. bei
der Pflege und bei der Teilhabe im Arbeitsleben genutzt werden können.
Die Initiative begleitet die jungen Erwachsenen mit Hilfe der ehrenamtlichen Tätigkeit der Eltern bei der
Verwaltung des Budgets und der Organisation der sonstigen Leistungen.